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Die Stadt (9707 Einwohner, 270 m NN) liegt im Mittleren Vorbalkan, an beiden Ufern des Drjanovska-Flusses, u.z. 21 km nordöstlich von Gabrovo, 17 km nördlich von Trjavna, 32 km östlich von Sevlievo und 25 km südwestlich von Veliko Tarnovo.
Drjanovo ist für sein gesundes Klima und die hohe durchschnittliche Lebenserwartung bekannt und hat sich damit den beinamen Die Stadt der Hundertjährigen verdient.
Geschichte
Die Region war schon in der Antike besiedelt, wovon die freigelegten Funde aus thrakischer, römmischer und byzantinischer Zeit zeugen. Die Strinava Festung auf dem Plateau wurde 1186 von byzantinischen Chronisten erwähnt, im Zusammenhang mit dem Aufstand der Gebrüder Assen und Petar (1186–1187) und mit der großen Niederlage des byzantinischen Kaisers Isaak II Angelos. Einheimische Sagen erzählen, dass im 12. Jh. die Festungen auf Strinava den Gebrüdern Assen und Petar gehörten. Die Namen vieler Ortschaften in dieser Gegend sind auch mit der Zarenfamilie verbunden: Zarska bachtschia, Zar Assenik, Zar Kalojanik, Zarevi livadi usw.
Unter dem Namen Diranav (Diranava) wurde die Siedlung in einem Register aus dem Jahre 1430 eingetragen, der Name Drjanovo wurde 1470 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Der Name ist vermutlich auf den die gegend prägenden Kornelkirschbaum (bulg. Drjan) zurückzuführen.
In der Epoche der Wiedergeburt war Drjanovo ein belebtes Handwerks- und Handelszentrum, das mit seinen Baumeistern und Holzschnizern bekannt war. Es wurden Kirchen gebaut, im Jahre 1869 wurde eine Lesestube errichtet und 1874 gab es schon drei Jungenschulen und eine Mädchenschule. Im 19. Jh. nahm die freiheitsliebende Bevölkerung von Drjanovo an den bulgarischen Befraiungsbewegungen teil, u.z. am Weltschos Aufstand (1835), an der Legion von Georgi Rakovski in Belgrad, an der Schar von Stefan Karadscha und Hadschi Dimitar und an der Schar von Hristo Botev. Im Jahre 1875 gründete Georgi Ismirliev ein Revolutionskomitee. Während des Aprilaufstandes beteiligten sich die Bürger von Drjanovo an der Schar vom Popen Hariton und Batscho Kiro, die über eine Woche lang das belagerte Drjanovo-Kloster verteidigte. Besonders aktiv war die Bevölkerung von Drjanovo während des russisch-türkischen Befreiungskrieges (1877–
1878), Hunderte halfen der russischen Armee oder dienten als Freiwillige.
Drjanovo wurde am 30. Juni (12. Juli) 1877 von der türkischen Herrschaft befreit. Nach der Befreiung wurde es zum Zentrum eines kleinen Bergkreises. Im Jahre 1883 wurde es zur Stadt erklärt.
Die berühmtesten Söhne der Stadt sind Nikola Fitschev (1800–1881), einer der größten Baumeister und Architekten aus der Epoche der bulgarischen Wiedergeburt, die Schriftsteller Ratscho Stojanov und Atanas Smirnov, der Komponist Todor Popov.
Heuzutage entwickeln sich die Stadt und ihre Umgebung allmählich zu einem Tourismuszentrum.
Sehenswürdigkeiten. Das Museum Kolju Fitscheto 22 (Exposition des Historischen Museums der Stadt) zeigt das hervorragende Werk eines der größten Baumeister aus der Epoche der bulgarischen Wiedergeburt. Die präzise geordneten Sammlungen und die Höflichkeit der Museumsaufseher machen aus dem Besuch in diesem gemütlichen Museum ein einmaliges Erlebnis. Vor dem Museum ragt das Denkmal des Meisters Kolju Fitscheto, ein Werk des Bildhauers Boris Gondov. Der berühmte Baumeister errichtete in seiner Heimatstadt die dreischiffige Kirche Sveti Nikola (1851, der wellenförmige Fronton ist kennzeichnend für die Fassaden von Kolju Fitscheto), das schöne und elegante Ikonomov-Haus mit der Ausstellung Ikonen aus der Drjanovo-Region vom Ende des 17. bis zum 19. Jh., die alte Brücke (ca. 1860) in der Ortschaft Bojuv jas.
Erhaltene Häuser (mit Läden) aus der Epoche der Wiedergeburt befinden sich am Marktplatz Drjanovska tscharschija. Die Kirche Sveta Troiza (1897). Der Uhrturm. Die Kunstgalerie. Das Laftschiev-Haus (1840 vom Meister Kolju Gajdardschiata gebaut) fällt mit seinen übereinander aufgestockten Erkern auf und ist ein Musterbeispiel der Holzbauweise im Balkangebirge. Darin ist die ethnographische Ausstellung des Historischen Museums Die städtische Lebensweise Ende des 19. und Anfang des 20. Jhs untergebracht..
Sehenswürdigkeiten in der Umgebung:
– Das Drjanovo-Erzengelkloster Sveti Archangel Michail 22 liegt 4 km von Drjanovo und 32 km von Veliko Tarnovo entfernt, in der Schlucht des Drjanovska-Flusses.
Es wurde zu Beginn des 12. Jhs gebaut und während seines Jahrhunderte langen Bestehens mehrmals von den Türken zerstört und verwüstet. An seinem heutigen Ort wurde es im Jahre 1845 errichtet. Die große Klosterkirche datiert aus dem Jahre 1861. Während des Aprilaufstandes wurde das Kloster schwer beschädigt. Niedergebrannt und zerstört wurde es 1880 erneut aufgebaut. Unter osmanischer Fremdherrschaft zählte es zu den größten Bücheraufbewahrungsstätten. Die Museensammlung des Klosters beherbergt wertvolle, von Simeon Zonev aus Trjavna und Ratscho Ticholov aus Gabrovo gemalte Ikonen.
Das Drjanovo-Kloster war ein geistlicher Zufluchtsort für die Bulgaren in den düsteren Jahren der osmanischen Herrschaft. Dort gründeten die großen Patrioten Vassil Levski und Matej Preobraschenski den Hauptsitz für die Vorbereitung des Volksaufstandes in der Region von Veliko Tarnovo. Als der Aprilaufstand im Frühling 1876 ausbrach, ereignete sich im Drjanovo-Kloster eine der heldenhaftesten Schlachten im nationalen Befreiungskampf. Neun Tage und Nächte lang verteidigten sich dort ungefähr 200 Aufständischen, geführt vom Popen Hariton, dem Lehrer Batscho Kiro und dem militärischen Anführer Peter Parmakov. Sie wurden dort von irregulären türkischen Soldaten und regulären türkischen Truppen umzingelt. Am 1. Mai erblindete Pope Hariton bei einem Unglücksfall, es explodierte ein Pulverfass. Die Attacken wurden fortgesezt. Auf den Vorschlag, sich zu ergeben, antworteten die Aufständischen mit einem von Batscho Kiro geschriebenen Brief: Pascha, wir verlangen von der türkischen Regierung unsere völkische Anerkennung, und solange das nicht passiert, werden wir uns in eure Peinigerhände nicht lebend ergeben – wir sind bereit zu sterben und unseren geschworenen Eid einzuhalten! Und ihr werdet eure Tyrannei vor Europa zu verantworten haben…
Nach grausamen Kämpfen wurde das Kloster zerstört und niedergebrannt, die Schar wurde vernichtet, Pope Chariton und die meisten Aufständischenstraben den Heldentod. 47 Menschen überlebten, darunter auch Batscho Kiro, der später verhaftet wurde und die ganze Schuld auf sich nahm. Zum Tode verurteilt, wurde er in Veliko Tarnovo erhängt.
Ein dem klostereingang nahe liegendes gebäude beherbergt die Ausstellung Das Drjanovo-Kloster – Heiligenstätte des bulgarischen Geistes und Kampfstätte des Aprilaufstandes 1876.
Gegenüber dem Drjanovo-Kloster, am anderen Ufer des Flusses, liegt die Herberge Batscho Kiro. Zehn Minuten von der Herberge entfernt, liegt der Campingplatz Strinava. In der Gegend befindet sich auch das Hotel Drjanovo-Kloster .
– Die Batscho-Kiro-Höhle (die Drjanovo-Höhle) 22 liegt westlich vom Drjanovo- Kloster. Sie wurde von den Gewässern des Drjanovska – Flusses gebildet. Naturdenkmal seit 1963.
Die Höhle ist für ihre vorgeschichtlichen archäologischen Funde bekannt, darunter Knochen eines Höhlenbären und eines vorgeschichtlichen Menschen, Feuerstein- und Knochenwerkzeuge, keramische Gefäße u.a.
Die Höhle ist ein kompliziertes Labyrinth mit einer Gesamtlänge von ca. 2,4 km. Besonders eindrucksvoll ist der s.g. Empfangssaal mit seinen Kalzitgebilden. Überwacht wird er von einem großen steinernen Adler, der seine Flügel auf ca. 3,6 m ausbreitet. An der Nordwand des Saales kann man versteinerte uralte (100 Mio. Jahren) Muscheln, Schnecken und andere Meerestiere bewundern. Unter den Figuren im südlichen Teil des Saales sind die Pilze, die Mönche, die drei Klatschtanten, der alte Tempel, die Hexe u.a. besonders hervorzuheben. Die Höhle ist elektrifiziert undtouristisch erschlossen.
– Die Ruinen der antiken Siedlung Discoduraterra aus dem 2. Jh. (Funde eines antiken Zollamts wurden freielegt) liegen 15 km nordwestlich von Drjanovo, in der Nähe des Dorfes Gostiliza.
Zu den bedeutendsten Handelszentren in der römischen Provinz Moesia inferior zählend, war Discoduraterra ein bewährter Verkehrsknoten auf dem Weg nach Nicopolis ad Istrum.