Tauchen Sie ein, in die Kultur Bulgariens..
Historische Kirchen in Bulgarien unterliegen in aller Regel dem Formenkanon, der durch den griechisch-orthodoxen Ritus geprägt worden ist, genauer gesagt jenem Bau- und Ausstattungsschema, das für fast alle orthodoxen Glaubensrichtungen und Patriarchate verbindlich wurde. Alte Kirchen in Bulgarien sind von daher als typische Kreuzkuppelkirchen konzipiert, die im Grunde auf die Hauptkirche des Volkes von Konstantinopel, die von Sultan Mehmed II. zerstörte Apostelkirche, zurückgehen. Während sich in der Westkirche des zerfallenden römischen Reiches, also der späteren katholischen Kirche, das Bauprinzip der Basilika mit geringen Ausnahmen durchsetzte, sind ostkirchliche Bauten durch eine oder mehrere Kuppeln überwölbt.
Das basilikale Schema baut auf der Architektur der römischen Forumsbasiliken, der flach gedeckten Versammlungs- und Markthallen, mit höheren Mittelachsen und begleitenden Nebenschiffen auf. Die christlichen Basiliken wurden aber, angeregt durch die sogenannte Konstantinsbasilika, auf meist im Osten gelegene Apsiden-Chorräume ausgerichtet, deren Halbrund von der römischen Palastarchitektur übernommen worden war. Auch das byzantinisch-ostkirchliche Grundriss-Muster war auf eine gen Osten gerichtete Apsis mit einer Halbkuppel als Abschluss ausgelegt, doch der Grundriss entsprach einem griechischen Kreuz mit vier etwa gleich langen Tonnengewölben, deren Schnittpunkt, die Vierung, durch eine Kuppel auf einer Trommel (Tambour) überhöht wurde. Die Mutter aller Kreuzkuppelkirchen, die Apostelkirche, die wesentlich mehr Nachahmung erfuhr als die Hagia Sophia, hatte fünf Kuppeln. Vier kleinere saßen über den Kreuzarmen, die Hauptkuppel stand über der Vierung, und die Kreuzarme wurden durch Seitenschiffe begleitet. Als westlicher Bauteil war ein querstehendes Atrium vorgelagert, das als Vorhalle (Narthex) in orthodoxen Kirchen durchgehend erhalten blieb. In der verkleinerten „Kopie“, dem Markusdoms von Venedig, kann man die Pracht des vorbildhaften Baues der Apostelkirche noch nachempfinden.
Altbulgarische Kunst
Von der bulgarischen Kunst seit der Werdung der Nation im hohen Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert ist fast ausschließlich kirchliche Kunst erhalten geblieben, und auch diese nur in vergleichsweise geringem Maße. Viele bedeutende Kunstdenkmäler der beiden bulgarischen Reiche liegen heute außerhalb der Landesgrenzen, müssen aber im Zusammenhang gesehen werden, da sich in ihnen der Wille der bulgarischen Fürsten und Zaren manifestierte. In Ochrid am gleichnamigen See in der heutigen Republik Makedonien wurde der Grundstein für Bulgarien als Kulturnation gelegt. Ochrid war erstes, vor allem geistiges sowie ein herrschaftliches Zentrum unter Khan Boris I. (852 bis 889), der 864 das Christentum zur Religion der Bulgaren erklärte, und Kyrill und Method aus Thessaloniki rief. Sie übersetzten – noch in der glagolithischen Schrift, aus der das Kyrillische entstand – das Neue Testament ins Altbulgarische. Es ist unerheblich, ob die Sophienkirche von Ochrid schon unter Boris I. oder erst unter Zar Simeon I. (893 bis 927) begonnen wurde. Sie ist das bedeutendste erhaltene, noch in basilikaler Form errichtete Bauwerk Altbulgariens, und ihre einzigartigen Fresken wurden schon zur Zeit von Zar Samuel (997 bis 1014) begonnen, unter dem fast der ganze Balkan zu Bulgarien gehörte.
In den Ruinen der ersten Hauptstadt Pliska und der neuen Hauptstadt Preslav, die Simeon der Große ab 893 etablierte, sind nur rekonstruierte Kirchenruinen erhalten. Die große Basilika von Pliska (erbaut um 875 und zerstört vor 972) und die Runde (Goldene) Kirche von Preslav (erbaute um 907) weisen noch starke Züge frühbyzantinischer Kunst auf. In den Ruinen von Preslav wurde die einzigartige Keramik-Ikone des Heiligen Theodor Stratelates im hochbyzantinischen Stil von etwa 900 gefunden.
Nach der völligen Unterwerfung Bulgariens durch Kaiser Basileios II. von Byzanz (1018) setzte sich der imperiale Stil im bulgarischen Patriarchat endgültig durch, aber es kam erst mit dem Wiedererstarken Bulgariens in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts und der Gründung des Zweiten Bulgarischen Reiches 1186 zu einer weit verbreiteten Bautätigkeit und zu Kunstaufträgen. Vor allem im 13. Jahrhundert ist ein umfangreiches Kunstschaffen nachweisbar, von dem auch zahlreiche Denkmäler erhalten sind, die man unter der Begriff der Schule von Tarnovo zusammenfasst. Ihren Höhepunkt hatte diese nationale bulgarische Kunst unter dem Zaren Iwan Asen II. der von 1218 bis 1241 ein Gebiet regierte, das dem ersten Reich weitgehend entsprach. Hervorragende Beispiele sind Christos Pantokrator und weitere Kirchen des 13. und 14. Jahrhunderts in Nessebar (Weltkulturerbe), einige zumindest teilweise erhaltene Kirchen und der Klosterkomplex der Heiligen Vierzig Märtyrer in Tarnovo sowie die außergewöhnliche Kirche von Bojana. Von den schier zahllosen Kirchen Melniks ist nur noch die Nikolauskirche über die Zeiten gekommen.
Ein Merkmal der Schule von Tarnovo ist sowohl die Neigung zu dekorativen Elementen als auch das hohe künstlerische Niveau auffallend. Die Blüte orthodoxer Kunst im 13. Jahrhundert wird sowohl in Bulgarien als auch in Serbien auf zwei wesentliche Faktoren zurückgeführt: Die fürstliche Erstarkung in beiden Reichen mit zahlreichen Aufträgen durch die selbstbewusste Herrschaftsschicht und der Exodus byzantinischer Baumeister und Maler nach der Eroberung Konstantinopels 1204 durch die Kreuzfahrer. Im lateinischen Kaiserreich war die Auftragslage für byzantinisch geschulte Künstler bis 1261 sehr schlecht, und viele Wissenschaftler gehen davon aus, dass zahlreiche Künstler auf den Balkan und sogar nach Italien auswichen und dort selbst tätig waren oder Schulen bildeten.
Nach dem Untergang des Zweiten Bulgarischen Reiches 1393 durch die osmanische Eroberung und dem Verlust der Autokephalie (Eigenständigkeit) des bulgarisch-orthodoxen Patriarchats provinzialisierte die kirchliche Kunst Bulgariens und erstarrte vor allem in der Malerei formelhaft innerhalb der Tradition. Die Klosterkomplexe von Batschkovo und Rila entstanden im Wesentlichen in dieser Zeit, in der viele Fremdeinflüsse und sogar Elemente der osmanischen Han-Architektur in den Klosterhöfen übernommen wurden. Nur wenige Einflüsse vom Athos, auf dem ein bulgarisches Kloster erhalten blieb, belebten die Kunstdenkmäler bevor im 19. Jahrhundert insbesondere ab 1878 nationalistische Tendenzen den Wiederaufbau und den Neubau von Kirchen bestimmten. Zentraler Ausdruck des Abschlusses der bulgarischen „Wiedergeburt“ wurde der Bau der Kathedrale von Sofia. Man darf neben der kunstgeschichtlichen Betrachtung der jüngeren Denkmäler bei allen kritischen Ansätzen nicht vergessen, dass die orthodoxe Kirche in Bulgarien als Bewahrerin der nationalen Identität gilt, auch in Zeiten des Kommunismus.
Nach dem Untergang des Zweiten Bulgarischen Reiches 1393 durch die osmanische Eroberung und dem Verlust der Autokephalie (Eigenständigkeit) des bulgarisch-orthodoxen Patriarchats provinzialisierte die kirchliche Kunst Bulgariens und erstarrte vor allem in der Malerei formelhaft innerhalb der Tradition. Die Klosterkomplexe von Batschkovo und Rila entstanden im Wesentlichen in dieser Zeit, in der viele Fremdeinflüsse und sogar Elemente der osmanischen Han-Architektur in den Klosterhöfen übernommen wurden. Nur wenige Einflüsse vom Athos, auf dem ein bulgarisches Kloster erhalten blieb, belebten die Kunstdenkmäler bevor im 19. Jahrhundert insbesondere ab 1878 nationalistische Tendenzen den Wiederaufbau und den Neubau von Kirchen bestimmten. Zentraler Ausdruck des Abschlusses der bulgarischen „Wiedergeburt“ wurde der Bau der Kathedrale von Sofia. Man darf neben der kunstgeschichtlichen Betrachtung der jüngeren Denkmäler bei allen kritischen Ansätzen nicht vergessen, dass die orthodoxe Kirche in Bulgarien als Bewahrerin der nationalen Identität gilt, auch in Zeiten des Kommunismus.