Land und Leute in Bulgarien....
Knapp 20 Kilometer westlich von Silistra, in den Flussniederungen der Donau gelegen, erstreckt sich das Srebarna-Biosphärenreservat über ein Gebiet von rund 900 Hektar, wobei der eigentliche Srebarna-See nur etwa 120 Hektar groß ist. Das Gebiet um den Srebarna-See ist mit etwa 400 Hektar Schilffläche bedeckt. Der See ist an manchen Stellen bis zu 3,30 Meter tief. Am Srebarna-See brüten 99 verschiedene Vogelarten. Außerdem bietet die Umgebung des Sees 80 Zugvogelarten ein Winterquartier.
Im Jahr 1942 wurde der Srebarna-See von der bulgarischen Regierung zum Vogelschutzgebiet erklärt und sechs Jahre später zum Naturreservat ernannt. Im Jahr 1973 erkannte man die internationale Bedeutung des Reservats, da hier unter anderem auch zahlreiche seltene Zugvöge l überwinterten. Daher ordnete die UNESCO den Srebarna-See 1977 als Biosphäre ein. 1983 wurde das gesamte Gebiet in die Liste des Weltnaturerbes der UNESCO aufgenommen. Nachdem es in infolge eines Dammbaus an der Donau zur fast vollständigen Austrocknung des Sees kam, wurden auch die im Reservat lebenden Pelikane seltener und das Gebiet in den Jahren 1992 bis 2002 vorübergehend als Welterbe in Gefahr gelistet.
Die Landschaft des Srebarna-Gebietes umfasst neben dem stehenden Gewässer auch Sumpfland, Feucht- und Graswiesen sowie ausgedehnte Schilfflächen. Im See selbst wachsen unter anderem weiße Seerosen. Von den im Biosphärenreservat lebenden Pflanzen gelten elf in Bulgarien als bedroht und zwei als weltweit gefährdet. Das Naturschutzgebiet um den Srebarna-See liegt darüber hinaus im östlichen Migrationsweg der Zugvögel, der auch die Via Pontica genannt wird. Insgesamt tummeln sich im Gebiet des Sees 233 verschiedene Vogelarten, unter anderem auch der andernorts seltene Krauskopfpelikan, die Moorente, die Zwergdommel, der Nachtreiher, die Rothalsgans und der Kormoran, alles Vögel, die hier auch brüten und ihre Jungen aufziehen. Vom Krauskopfpelikan leben sogar etwa zehn Prozent der weltweiten Population am Srebarna-See. Außerdem beherbergt das Reservat neben 18 Fischarten auch 41 verschiedene Säugetiere, 12 Amphibienarten und 15 Reptilienarten.
Die faszinierende Schönheit der ursprünglich gebliebenen Landschaft sowie der Artenreichtum der Flora und der Fauna wirkt auf naturliebende Menschen verständlicherweise sehr anziehend. Das Betreten des Biosphärenreservats ist allerdings aufs Strengste verboten, damit die empfindliche Tier- und Pflanzenwelt nicht unnötig gestört wird. Am Srebarna-See ist darüber hinaus auch das Jagen und Fischen untersagt. Das Reservat ist zum Schutz der tierischen und pflanzlichen Bewohner mit einem Zaun gesichert. Es besteht allerdings die viel und gerne genutzte Möglichkeit, das zum Reservat gehörende und sehr ansprechend gestaltete Naturkundemuseum zu besuchen. Von dieser Gelegenheit machen pro Jahr etwa 15 000 naturinteressierte Besucher Gebrauch.